Im Kleinen Theater Bad Godesberg erfreut sich die Heinz Erhardt Revue "Noch´n Gedicht" sehr großer Beliebtheit. Nach den 40 Vorstellungen im Januar und Februar 2010 wird es das Stück auch für etwa 20 Vorstellungen im August geben.
Die nächsten Termine sind 08.02. - 28.02. täglich um 20.00 Uhr
Gemütliche Spießigkeit
Bonn. Heinz Erhardt Revue mit Thorsten Hamer im kleinen Theater
Sich selbst bezeichnete er als „früh entwickelte Spätausgabe“ , als harmloser Langeweiler mit Hemmungen bis über die Hutschnur“ Trotzdem brachte Heinz Erhardt den Deutschen das LAchen zurück und prägte den Humor des Witschaftswunder wie kein zweiter.
Mit Wortspielereien, Verballhornungen und harmlosen Tiergedichten bescherte der Mann der der Dicken Hornbrille („die trage ich auch nachts, damit ich besser sehe, was ich träume“) der Fernsehnation neben Nierentisch, Käse-Igel und Cocktailsessel so manch heitere Stunde. Sein lustiges Kichern, seine liebgewonnene Flapsigkeit und urkomische Gehemmtheit, die hat nun der junge Schauspieler Thorsten Hamer im Kleinen Theater BAd Godesberg mit seiner Heinz Erhardt Revue „Noch´n Gedicht“ wieder zum Leben erweckt.
Schrullig, die Gesten in perfekter Erhardt Mainier, brilliert Hamer mit „König Erl“ begeistert mit seinen kurzweiligen Anekdoten über „Ritter Fips“ und setzt der berühmten „Made“ ein poetisches Denkmal. Exzellent beherrscht Hamer seine Rolle, verkörpert die gemütliche Spießigkeit seines Idols per se, und dennoch gelingt es ihm, wie einst Heinz Erhardt, uns immer wieder zu überraschen, Gängiges zu durchbrechen, mit lustigen Einfällen und ungewöhnlichen Schabernack.
Wunderbar ungelenk tanzt Hamer mit Mira Nass über die Bühne, die für Erhardt alles andere als ein Holzweg darstellte, glänzt mit Selbstironie „Was bin ich heute wieder ein Schelm“ und prägnanten Überleitungen „Noch´n Gedicht“. Grummelig murmelt er Kommentare in seinen nicht vorhandenen Bart, streicht sich verstohlen nach einem leicht schlüpfrigen Witz durchs Gesicht und beherrscht die Klaviatur der leichten Unterhaltung aus dem Effeff.
Da ist es kein Wunder, dass schon bald lautes Gelächter in den unterschiedlichsten Frequenzen dei Luft erfüllt, auf das Hamer in bester Erhardt Tradition reagiert und die Komik somit noch mehr auf die Spitze treibt. Frei nach dem Motto: „Wer sich selbst auf den Arm nimmt, erspart anderen die Arbeit“.
Thorsten Hamer ist Heinz Erhardt, wie er leibt und lebt !
-Bonner Rundschau-
Heinz-Erhardt-Revue begeistert in Bad Godesberg
Thorsten Hamer zeigt im kleinen Theater schönste Sprüche, Parodien und Sketche des legendären Komikers
Von Elisabeth Einecke-Klövekorn.
Bonn. Ich heiße nicht nur Erhardt, sondern Sie auch willkommen." Und dann scheint er wirklich wieder da zu sein, der Mann mit dem leicht gebückten Gang, den merkwürdig schlenkernden Armen und der schwarzen Hornbrille, dem beim Tanzen immer die Beine außer Rand und Band zu geraten scheinen.
Heinz Erhardt (1909-1979), der legendäre Komiker und geniale Wortspieler, der Fernsehgeschichte schrieb und dem die Welt bedenkliche Weisheiten verdankt wie "Es hat keinen Sinn, den Brunnen zuzuschütten, wenn das Kind verbrannt ist."
Der Schauspieler Thorsten Hamer (27) hat Heinz Erhardt - im Gegensatz zu den meisten Zuschauern im Kleinen Theater - nicht mehr live erlebt. Aber von seiner Großmutter so viel gehört von den aberwitzigen Reimen des fröhlichen Verseschmieds, dass er sich Erhardts Gedichte selbst zur Brust genommen hat.
"Noch 'n Gedicht" heißt Hamers Blütenlese aus Erhardts schönsten Sprüchen, Parodien und Sketchen, mit der er jetzt in Bad Godesberg zu Gast ist und das geneigte Publikum vor Lachen ganze Alleen von Purzelbäumen schlagen lässt.
Hamer macht das brillant. Er hat natürlich einige alte Nummern ein bisschen aktuell aufpoliert - aber wenn er listig sein "Hach, was bin ich wieder für ein Schelm heute" einstreut, scheint Erhardt leibhaftig wieder leise zu lächeln, um dann des Sängers Fluch zu beschwören und beim Beifall bescheiden ganz schamviolett anzulaufen.
"Ich danke Ihnen für dieses Geräusch", sagt er bescheiden, spielt mit den Lachern im Publikum und spitzt die Pointen. Selbstverständlich folgt auf jedes Regenlied (musikalische Leitung: Werner Heise) die kalte Dusche, während Axel Hinz immer die Sonnenseite erwischt. Er und seine Kollegin Mira Nass sind nicht viel mehr als Stichwortgeber in Hamers Inszenierung.
Hinz macht mit stoischer Miene das Beste draus, Nass hat als kleptomanische Schlafwandlerin und unermüdlicher Putzteufel hübsche Auftritte (Kostüme: Sylvia Rüger), muss sich jedoch einiges gefallen lassen von dem unverbesserlichen Männerversteher. Tröstlich: "Keine Frau ist so schlecht, dass sie nicht die bessere Hälfte eines Mannes werden könnte."
Selbst Inspizient Lutz Arkenberg muss auf die Bretter, die die Welt bedeuten (Bühnenbild: Frank Joseph) und sich bekanntlich oft als Holzweg erweisen. Wenn Hamer die Stirn fletscht und die Zähne runzelt, bleibt halt kein Auge trocken.
Dem kleinen Ritter Fips wird notgedrungen die Rüstung feucht, was aber so ziemlich das einzige ist, das hier unter die Gürtellinie geht. Dafür ist wenig klassisches Bildungsgut vor dem Kakao sicher, durch den Erhardt/Hamer Schillerlocken bzw. Goetheglatzen zieht.
"König Erl" reitet rückwärts durch Nacht und Wind, was nach wenigen Zeilen glücklicherweise nicht den Tod des Kindes, sondern nur des Pferdes zur Folge hat. Dass die Braut vom Messina gleich einer ganzen Stadt angetraut werden soll, mag begreifen wer will.
Da flieht der Kenner lieber gleich in Gegenden, wo das Meer bis zum Ufer reicht, was gelegentlich auch das andere ist. Und ewig hüpft das Komma, das eigentlich der springende Punkt ist. Nämlich der, dass man sich diese himmlisch verrückt geglückte Reinkarnation (Erhardt würde es "Rein-Karnation" nennen) nicht entgehen lassen darf.
Im begeisterten Premierenpublikum forderte jemand sogar nach einem herzlichen "Alaaf" noch rheinische Karnevals-Raketen für den Künstler. Erhardts trockener Humor ist jedenfalls ein gutes Mittel wider den tierischen Ernst. Bis zum 26. Februar noch fast täglich auf dem Spielplan des Kleinen Theaters. Karten: (0228) 36 28 39.
-General Anzeiger-